Ein Trip auf die Falklandinseln
Eigentlich habe ich nicht gedacht, dass ich irgendwann die Falklandinseln im Südatlantik jemals betreten würde, zu abgelegen erschien es mir. Auch wusste ich nicht viel über diese Inseln; nur dass es in den 80er Jahren einen Krieg zwischen England und Argentinien dort gab und die Inseln kaum besiedelt sind.
Inhalt
Nachdem ich schon lange davon geträumt hatte, einmal in die Antarktis zu fahren, fand ich durch Zufall einige Wochen vor dem Start der Reise, ein Angebot für eine Antarktiskreuzfahrt mit Start in Montevideo / Uruguay, das mir zusagte. Bei dieser Reise war ein 3-tägiger Aufenthalt auf den Falklandinseln vorgesehen. Nach der Reise ist meine Ansicht, dass auch, wenn die Falklandinseln nicht zu den polaren Gebieten gehören, etwas bei dieser Antarktisreise gefehlt hätte.
Das Falklandarchipel besteht aus 200 Inseln, liegt ca. 400 km von Argentinien und Feuerland entfernt und es wohnen ca. 3.000 Einwohner dort. Politisch gehört es zum britischen Überseegebiet, vor den Inseln soll es riesige Erdölvorkommen geben, die auch der Hauptgrund für die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Argentinien und Großbritannien waren. Diese Auseinandersetzungen kosteten mehr als 1000 Todesopfer.
Klimatisch gehören die Falklandinseln zu den subpolaren Gebieten, im Sommer hat es sehr selten mehr als 20° Celsius, im Winter, bedingt durch die Insellage aber auch selten weniger als-15° Celsius. An mehr als 200 Tagen im Jahr fällt Niederschlag.
Carcass Island
Das erste Ziel auf den Falklandinseln war die im Nordwesten gelegene Insel Carcass Island. Schon bei der Anfahrt begrüßten uns die hier vorkommenden Commerson-Delfine, die unser Schiff begleiteten.
Carcass Island ist eine 10 km lange und 2 km breite Insel die von einem Ehepaar bewohnt wird und für die Schafzucht genutzt wird. Da auf dieser Insel nie Hunde oder Katzen eingeschleppt wurden, konnten sich auf der Insel viele Vogelarten ausbreiten. Hier kommt auch einer der seltensten Raubvögel vor, der Falklandkarakara. Von diesem Raubvogel, der zur Gruppe der Falkenartiken gehört, gibt es nur noch 500 Brutpaare, die fast alle auf den Falklandinseln leben.
Bemerkenswert an dieser Insel ist das Vorkommen einer großen Kolonie von Eselspinguinen, die durch den Einsatz der Besitzer dieser Insel wieder heimisch wurden. Schafzucht und brütende Pinguine vertragen sich nicht besonders, da von den Schafen Gelege zertrampelt werden. Zudem wird das hier vorkommende Tussock – Gras, das den Pinguinen und anderen Vögeln Schutz bietet, von den Schafen gefressen und die Pflanze geschädigt.
Durch die Besitzer wurden teile der Insel mit Zäunen abgsperrt, damit die Schafe nicht mehr hindurch können und diese Abschnitte mit Tussock – Gras bepflanzt.
Somit haben die Eselspinguine hier auch ihr Auskommen.
Westpoint Island
Nur wenige Kilomenter weiter liegt Westpoint Island, diese ist 4 km lang und 2 km breit. Auch diese wird von einem Ehepaar bewohnt und für die Schafzucht genutzt. Die Insel ist geprägt von Steilküsten, die hier bis zu 300 m abfallen.
Diese Steilküsten bieten dem Schwarzbrauenalbatros die idealen Brutplätze. Diese bis zu 5 kg schweren Tiere haben ein Flügelspannweite von 2,50 Meter und finden an diesen Küsten die idealen Aufwinde zum Fliegen.
Die Schwarzbrauenalbatrosse bilden hier Brutgemeinschaften mit den hier vorkommenden Felsenpinguinen. Diese Pinguinart war vor einigen Jahrzehnten in Falkland sehr häufig. Im Jahr 1984 gab es auf den Falklandinseln noch mehr als 3,5 Mio. Brutpaare, 10 Jahre später nur mehr 300.000. Die Ursache war Überfischung der Küstengewässer, die Tiere verhungerten zu hunderttausenden. Der Bestand der Felsenpinguine gilt als gefährtdet.
Saunders Island
Wieder einige Kilometer weiter befindet sich Saunders Island, die viertgrößte Insel der Falklands. Auch diese Insel dient der Schafzucht und wird von einem Ehepaar bewohnt. Hier befindet sich auch eine Landebahn für Flugzeuge.
Neben einer Kolonie von Eselspinguinen und Felsenpinguinen ist das einer der wenigen Stellen in Falkland, an welchen auch der Königspinguin vorkommt. Dieser war auf den Falklandinseln zeitweise ausgestorben. Den Tieren wurde früher durch die Jagd sehr nachgestellt, um 1870 wurde der letzte Königspinguin auf den Falklands gesichtet. Erst 1963 kehrten die ersten Tiere hierher zurück. Nun befinden sich auf den Falklands wieder mehr als 200 Brutpaare die schönen Vögel und sorgen auch jedes Jahr für Nachwuchs.
Nachdem hier der überall auf den Inseln vorkommende Magellanpinguin heimisch ist, ist Saunders Island eine der wenigen Flecken der Erde, auf dem vier Pinguinarten auf einmal vorkommen.
Port Stanley
Weiter ging es nach Port Stanley, der Hauptstadt von Falkland. Hier leben 2100 Einwohner (gesamte Einwohnerzahl Falkland 2800 Einwohner). Hier gibt es eine Schule, ein Krankenhaus (mit 27 Betten), einen Supermarkt, ein Museum und 2 Kirchen.
An Sehenswürdigkeiten gibt es nicht viel: das Haus des Gouverneur (nur von außen zu besichtigen), einige Denkmäler und die Jubilee Villas (ebenfalls nur von außen zu besichtigen).
Die Jubilee Villas sind die einzigen aus Steinen erbauten Häuser in Falkland und stammen aus dem Jahr 1887 und wurden zum Gedenken an Königin Viktorias goldenen Kronjubiläum im typisch viktorianischen Architekturstil gebaut.
Sehenswert ist die aus Feldsteinen und Backsteinen im Jahr 1892 eingeweihte Christ Church Cathedral. Diese steht genau an der Stelle, an der vorher eine andere Kirche stand. Diese wurde 1886 zusammen mit dem Schulgebäude und vielen Häusern bei einem Erdrutsch in das Hafenbecken geschwemmt.
Auffällig ist vor der Kirche noch der Whalebone Arch, ein aus dem Unterkiefer zweier Blauwale geformter Bogen. Dieser wurde 1933 anlässlich der Hundertjahrfeier des Bestehens der Kolonie erbaut.
Insgesamt ist die Hauptstadt Port Stanley sehr übersichtlich; für die Besichtigung inklusive eines Aufenthalts in einem typisch englischen Pub sollten zwei Stunden ausreichend sein. Zu sehen gibt es hier wirklich nicht viel.
Wanderung Whalebone Cove zur Gypsy Cove
Für diesen Wanderweg, der am Fischereihafen von Port Stanley beginnt, sollte ab Ortszentrum und zurück ca. 4 Stunden eingeplant werden. Angesichts der oft unberechenbaren Wetterverhältnisse ist die Mitnahme von regendichter Bekleidung und geeignetes Schuhwerk angebracht. Ebenso ist es nicht verkehrt, sich etwas zum Essen und Trinken mitzunehmen. In der Nähe der Gypsy Cove gibt es zwar einen kleinen Imbiss, allerdings kann man sich nicht darauf verlassen, dass dieser auch geöffnet ist.
Da die Wanderung durch ein Naturschutzgebiet führt, sollte nicht von den Wegen und ausgetretenen Pfaden abgewichen werden, Dies ist nicht nur aus Naturschutzgründen ratsam, sondern kann auch sehr gefährlich sein.
Im Falklandkrieg in den 80er Jahren wurden viele Gebiete um die Hauptstadt der Falklandinseln vermint. Zwar wurden im Laufe der Zeit viele Gebiete von Landminen geräumt, absolut verlassen kann man sich aber nicht. Entsprechende Beschilderungen die vor dem Betreten warnen, sind unbedingt zu beachten. Insbesondere in Strandbereichen ist das Betreten wenig ratsam.
Beim Spaziergang entlang der Whalbone Cove hat man einen wunderbaren Überblick über Port Stanley, das direkt gegenüber der Bucht liegt.
Die Whalbone Cove ist auch der Schiffsfriedhof des Südatlantiks. Für Schiffe, die das Kap Hoorn umrundet hatten und dort Schäden erlitten hatten, gab es außer auf den Falklandinseln keinerlei Reparaturmöglichkeit. Port Stanley war eine wichtige Versorgungsstation der britischen Marine, verfügte über einen Tiefseehafen, war Basis für Wal- und Robbenfängerschiffe und versorgte dampfbetriebene Schiffe mit Kohle Nur in Port Stanley konnten havarierte Schiffe wieder einsatzfähig gemacht werden, ansonsten gab es weit und breit keine Möglichkeit hierzu.
Voraussetzung war allerdings, dass die Eigner der Schiffe die Herstellung der Einsatzfähigkeit ihrer Schiffe auch bezahlen konnten bzw. die Versicherung die Kosten übernahm. Wenn das nicht der Fall war, oder sich eine Instandsetzung nicht mehr lohnet blieb es einfach dort als Wrack liegen. Schwimmfähige Schiffe wurden oft noch als Lagerraum genutzt, bevor sie beim nächsten großen Sturm zerstört oder abgetrieben wurden.
Bei einem Spaziergang entlang der Whalbone Cove fällt einem sofort das Wrack eines Dreimasters mit Stahlrumpf auf, die Lady Elizabeth. Diese wurde 1879 in England gebaut, 1913 kam sie auf der Fahrt von Vancouver nach Mozambique bei Kap Hoorn in einem schweren Sturm und lief Port Stanley an, um das Schiff wieder instand zu setzen. Ungefähr 15 Seemeilen vor dem rettenden Hafen lief das Schiff dann auch noch auf Grund und drohte zu sinken und konnte Port Stanley gerade noch erreichen. Da eine Instandsetzung nicht mehr rentabel war, wurde das seeuntüchtige Schiff noch viele Jahre als Lagerraum genutzt. 1936 riss sich das Schiff bei einem Sturm los und liegt vor dem Strand auf, wo es heute noch liegt. Überlegungen, das Schiff zu einem Museum umzubauen, würden wegen der Höhe der Kosten wieder verworfen.
Nicht weit entfernt von der Lady Elizabeth liegt die Bark Plym, welche 1903 in England gebaut wurde und 1930 an der gleichen Stelle, wo diese heute liegt, auf Grund gelaufen ist.
Entlang des Spaziergangs an der Bucht gibt es viel zu sehen. Hier brüten Magellanpinguine in ihren Erdhöhlen, die sie in den lockeren Boden gegraben haben. Schon aus diesem Grund ist es ratsam, sich an die Trampelpfade zu halten. Die Erdhöhlen dieser Pinguine befinden sich nahe an der Oberfläche und es besteht die Gefahr, irgendwo einzubrechen und sich den Fuß zu verletzen.
Auch auf die Wasservögel sollte geachtet werden. Nur hier kommt die endemisch vorkommende Falkland Dampfschiffente vor. Diese Ente ist flugunfähig in hat nur Stummelflügel. Wenn diese auf dem Wasser flüchtet, schlägt sie mit ihren Stummelflügel auf das Wasser, um schneller zu werden. Diese Fortbewegungsart erinnert an einen Raddampfer, deshalb der Name Dampfschiffente.
Auch die Pflanzenwelt verdient Aufmerksamkeit. Hier blüht überall die Pale Maiden:, eine kleine weiß blühende Pflanze, welche die Nationalblume der Falklands ist.
Am Ende des Weges kommt man in die Gypsy Cove, eine wunderschöne Bucht, die beinahe aufgrund ihrer Färbung an eine tropische Bucht erinnert. Leider ist es unmöglich, diese zu betreten. Hier wurden während des Falklandkrieges 15.000 Minen vergraben, welche bis heute nicht geräumt wurden. Zwar spazieren hier viele Pinguine am Strand umher, diese sind aber leicht genug, diese Minen nicht auszulösen, da diese erst ab einer Belastung von mehr als 15 kg auslösen.
Hier endet dieser Rundweg, es gibt hier noch einen kleinen Kiosk, wo man sich stärken kann. Dieser Weg ist jedem zu empfehlen, der noch Zeit zu dieser Besichtigung übrig hat.
Weitere Bilder gibt es hier
Diesen Beitrag teilen
Wie hilfreich war dieser Beitrag?
Klicke auf die Sterne um zu bewerten!
Durchschnittliche Bewertung 0 / 5. Anzahl Bewertungen: 0
Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.
Es tut uns leid, dass der Beitrag für dich nicht hilfreich war!
Lasse uns diesen Beitrag verbessern!
Wie können wir diesen Beitrag verbessern?