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Fliegende Vögel fotografieren

 

Eine Herausforderung für den Fotografen ist die Abbildung sich schnell bewegender Tiere, Gegenstände oder Menschen (zum Beispiel in der Sportfotografie). Am Beispiel Vogelfotografie möchte ich darstellen, wie diese Bilder gelingen, anwendbar ist diese Beschreibung aber auch auf andere Anwendungsbereiche.

Inhalt
Weißschwanz-Tropikvogel
Weißschwanz-Tropikvogel

Was brauche ich hierfür?

Es sollte auf jeden eine Spiegelreflexkamera oder eine Systemkamera vorhanden sein, wobei ich bei einer Neuanschaffung für diese Zwecke klar der Spiegelreflexkamera den Vorzug geben würde. Eine Systemkamera ist zwar leichter, die Systemkameras sind aber im Autofokusbereich den Spiegelreflexkameras meist unterlegen. Bei Systemkameras ist auch der hohe Einkaufspreis von Nachteil.

Das Thema Spiegelreflexkamera oder Systemkamera hier weiter auszuführen, würde den Beitrag sprengen. Ich kenne die Vor- und Nachteile beider Systeme aus eigener Erfahrung und kenne einige Fotofreunde, die von Spiegelreflexkamera auf Systemkamera umgestiegen sind und nach einiger Zeit wieder zur Spiegelreflex zurückkehrten. Ein teurer Spaß.

Diese Anmerkung aber nur für den Fall eines Neukaufs, selbstverständlich können auch Systemkameras gute Bilder von bewegten Objekten machen.

Absolut ungeeignet sind für diesen Zweck auf jeden Fall Smartphons. Auch wenn diese für Alltagszwecke erstaunlich gute Fotos produzieren, fehlt es diesen an einem  optischen Telebereich.

Zu der vorhanden Kamera ist ein Zoomobjektiv mit Autofokus  im Bereich bis 300 mm Brennweite nötig. Dies ist ein Standartzoom, meist mit einem Anfangsblendenbereich von 5,6 (bei einer eingestellten Brennweite von 300 mm), das soweit noch nicht vorhanden, bei den Kameraherstellern oder Fremdherstellern zumeist in einem preisgünstigen Bereich zu erwerben ist.

Hallsturmvogel 2
Hallsturmvogel

Kamera und Objektiveinstellungen

Autofokus:

Bei den meisten Kameras wird die Grundeinstellung des Autofokus auf AFS eingestellt sein und der Autofokuspunkt genau in der Mitte des Bildes liegen. Diese Einstellung gibt der Kamera den Befehl, genau auf die Mitte des Suchers den Schärfepunkt zu legen und zwar für ein Bild (AFS= Autofocus Single). In dieser Einstellung wird beim nächsten Bild alles wieder neu eingestellt: unser Objekt hat sich in der Zwischenzeit bewegt, somit neue Messung in der Mitte für ein Bild.

Mit dieser Einstellung kommt man nicht weit, da der Autofokus eine bestimmte Zeit zum messen braucht und sich der Vogel in der Zwischenzeit weiterbewegt hat. Das Ergebnis ist ein unscharfes Bild. Mit dieser Einstellung ist kein zufriedenstellendes Ergebnis erreichbar.

Deshalb gibt für bewegte Motive die Autofokuseinstellung AFC (bei Canon AIS), dies bedeutet Autofocus continuous, der Autofokus folgt dem Motiv. Solange der Auslöseknopf halb gedrückt bleibt, wird das Motiv dauernd scharf gestellt.

Somit braucht man zum fotografieren von fliegenden Vögel zwingend die Einstellung AFC (bzw. bei Canon AIS). Diese Einstellungen können sie im Menu Autofokuseinstellungen ändern. Da jeder Hersteller ein anderes Kameramenu hat, sehen Sie in der Betriebsanleitung nach, wo dies einzustellen ist.

Da es sich bei der Vogelfotografie um bewegtes Objekt handelt, dessen genaue Bahn nicht vorherbestimmbar ist, ist ein einzelner Autofokuspunkt in der Mitte des Bildbereiches nicht unbedingt optimal. Gerät der Vogel während den Aufnahmen außerhalb des Bereiches in der Mitte, stellt der Autofokus auf den Hintergrund scharf und auf dem Bild ist später ein scharfer Himmel und ein unscharfer Vogel. Um diese Situation zu vermeiden, haben neuere Kameras nicht nur den Autofokuspunkt in dem Mitte, sondern weitere Autofokuspunkte über fast das gesamte Sucherfeld. Diese können nun in der Menüführung der genutzten Kamera ausgewählt werden. Dort können die Autofokuspunkte ausgewählt werden. Zur Auswahl stehen der einzelne Autofokuspunkt in der Mitte, mehrere Autofokuspunkte im Mittelbereich des Suchers und Autofokuspunkte fast über den ganzen Sucherbereich.

Hier ist zu wählen, dass mehrere Autofokuspunkte für den Mittelbereich zur Verfügung stehen.

Dies hat einen natürlichen Hintergrund: Der Vogel im Sucher angepeilt, während er auf einen zufliegt. Diesen mit einen Autofokuspunkt in der Mitte zu treffen, ist relativ schwer. Der Vogel befindet sich noch weit entfernt und ist im Sucher relativ klein. Wenn nur mehrere Punkte in der Mitte zu Verfügung stehen, Ist die Wahrscheinlichkeit größer, das Motiv so zu erfassen, dass er die richtige Motivschärfe liefert.

Aufnahmeart:

Bei statischen Motiven, wie z.B. einer Blume wird ein einzelnes Bild produziert und man ist fertig, oder das Motiv wird von einer anderen Stelle wieder mit einem einzelnen Bild geknipst.

Mit Einzelbildern ist bei bewegten Bildern nicht viel zu erreichen.

Deshalb ist es hier zwingend notwendig, in den Einstellungen der Kamera den Menüpunkt Serienaufnahme zu aktivieren. Wie bei der Einzelaufnahme wird zuerst das Motiv mit halb gedrückten Auslöseknopf fokussiert und anschließend der Auslöseknopf so lange gedrückt gehalten, bis das Motiv verschwunden ist oder der interne Speicher der Kamera voll ist. Sollte der interne Speicher der Kamera voll sein, dauert es eine Weile, bis die Daten auf die Speicherkarte geschrieben werden. Solange ist der Auslöseknopf gesperrt.

Diese Vorgehensweise steigert die Ausbeute technisch guter Bilder enorm. Meist sind nur die ersten Bilder mäßig, verursacht dadurch, dass der Autofokus noch nicht genau genug war oder die ersten Bilder verwackelt wurden.

Durch die Serienaufnahme wird der Fokus dauernd und durchgehend nachgeführt, während bei Einzelaufnahmen die Nachführung unterbrochen wird. Bei einer erneuten Einzelaufnahme muss die Kamera erst das Objektiv wieder neu scharf stellen, wodurch Zeit verloren geht oder das Objekt aus dem Sucherbereich verschwindet. Sicher hat man nun eine Vielzahl von ähnlichen Bildern, aber die Möglichkeit, sich anschließend die besten Fotos auszusuchen und den Rest zu löschen. Bei der Kapazität der heute verfügbaren Speicherkarten ist das kein Problem mehr; lieber ein paar Bilder zu viel, als eins zu wenig.

Belichtung:

Hier kann man nur sagen, so kurz wie möglich. Bei Aufnahmen von Vögeln würde ich bei einem Objektiv mit 300 mm Brennweite vorschlagen, mindestens 1/1000 Sekunde, besser 1/1500 Sekunde und gut alles was kürzer ist, als 1/2000 Sekunde.

Dies bedeutet, dass nur bei guten Lichtverhältnissen höhere Blendenwerte möglich sind, welche für die Tiefenschärfe förderlich sind. Mehr Spielraum erhält man, indem die ISO-Werte erhöht werden, aber nur soweit, dass es nicht zum rauschen kommt. Dieser Wert dürfte bei heute erhältlichen Kameras bei ISO 1600 bis ISO 3200 liegen.

Aufgenommen werden die Bilder mit Blendenautomatik (Zeit ist einzustellen, Blende bestimmt die Kamera).

Noch besser ist die ISO-Automatik, die manche Kameras haben: Hier kann die Zeit und die Blende als fester Wert eingestellt werden und die Kamera wählt den richtigen ISO-Wert., Sofern die Kamera über diese Funktion verfügt, ist das diese Einstellung die beste Lösung.

Kapsturmvogel
Kapsturmvogel
Was ist sonst noch zu beachten ?

Am besten lassen sich die Tiere am besten fotografieren, wenn sie auf einen zufliegen. Sie können gut anvisiert werden und können im Sucher gehalten werden. Wenn sie im Sucher die gewünschte Fläche eingenommen haben, sollte der Auslöser für die Serienaufnahme gedrückt werden. Es sollte aber beachtet werden, dass durch das Teleobjektiv eventuell das Motiv mehr als mehr als das Sucherformat füllt, wenn es auf einen zukommt. Deshalb ist es zweckmäßig, den Auslöser schon weit vorher zu betätigen. Meinen Erfahrungen nach ist der beste Zeitpunkt, wenn das Motiv ¼  bis 1/3 des Suchers ausfüllt. Großaufnahmen von Anfang an bringen nichts,  wenn der Vogel die Flugrichtung nur leicht ändert, hat man einen halben Vogel auf dem Bild und damit eine absolut wertlose Fotografie.

Auch sollte schon bevor fotografiert wird, der Hintergrund beachtet werden. Dieser sollte möglichst frei von störenden Einflüssen sein. Ein fotografierter Vogel vor einem Gebüsch oder Strauch ergibt kein gutes Bild, besser ist als Hintergrund der Himmel oder Wasser.

Fotografiert wird aus der Hand, ein Stativ ist hier nicht angebracht, da es bei der Nachverfolgung des Objekts nur hinderlich ist.

Eigentlich ist das ganze, sofern an der Kamera die richtigen Einstellungen vorgenommen wurden, kein großes Problem, sondern reine Übungssache. Weder am Anfang noch später wird eine gute Fotoausbeute auch nur annähernd bei 100 % sein.

In meiner Anfangszeit, als ich das ganze ausprobierte, waren von den ersten 1000 Bildern vielleicht 10-20 technisch einwandfrei und von weiteren 1000 Bildern dann 100 in Ordnung. Ich betone dabei technisch einwandfrei, also war keine Unschärfe vorhanden. Gut waren sie deshalb noch lange nicht.

Zwar gab es auch hin und wieder Einzelfotos, die gelungen waren, allerdings war für mich später nicht mehr nachvollziehbar, warum ein Bild gut war und ein ähnliches schlecht.   

Hier ist einfach das Üben angesagt, mehr als 30-35 % Bilder, die technisch in Ordnung sind, bringe ich auch heute nicht zusammen. Oft wechseln die Fotoobjekte die Richtung, dann hat man nur den halben Vogel auf dem Bild, oder die Entfernung und die Geschwindigkeit wurde falsch geschätzt, so dass das Objekt mehr als Format füllend war. Wirklich gute Bild sind rar, daran sollte man sich gewöhnen und sich nicht abschrecken lassen, es weiter zu probieren.

Nun hat es aber auch keinen Zweck, hinter jedem Vogel hinterher zu fotografieren. Zum üben eignen sich Gelegenheiten, wo die die Tiere nah beobachtet werden können, und häufig vorkommen. Dies ist meist an Gewässern sehr gut möglich, da die Tiere die Menschen gewohnt sind. Das beste Fotomotiv zum üben sind meiner Meinung nach die Möwen, oft kreisen sie über den Köpfen, bei Schiff- oder Bootsausflügen folgen sie den Wasserfahrzeugen. Fliegende, startende oder landende Enten und Gänse geben gute Motive ab.

Zusammenfassung der Einstellungen an Objektiv und Kamera:

—Autofokus Einstellung auf AFC (bei Canon AIS)

—Aktivierung mehrerer Autofokuspunkt im mittleren Sucherbereich (kein einzelner Fokuspunkt)

—Serienaufnahmen produzieren

—Belichtung mit ISO-Automatik, sofern vorhanden ( Zeit und Blende vorwählbar, ISO-Wert bestimmt Kamera)

—Sofern Kamera keine ISO-Automatik hat, Blendenautomatik (Einstellung je nach Hersteller T, TV oder S), hier ist die Zeit vorwählbar, Kamera wählt die Blende.

Weitere Anregungen zum fotografieren von Vögeln finden sie hier

Beispiele zur Vogelfotografie sind in meinen Galerien hier und hier zu finden

 

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